Block 3: Globale und lokale Solidarität –
zwischen politischem Kampf und Hilfe zur Entwicklung
(So. 10:00 – 16:00,
Geographisches Institut Tübingen, Rümelinstraße 23, Raum 602)
10:00 – 11:35 Teil 1: Annäherung an globale Solidarität
Begrüßung & Einleitung
Solidarität = Kampf für Gerechtigkeit ? Eine Hinführung an das Prinzip globale Gerechtigkeit am Beispiel der Klimaproblematik. (David Bregulla)
In Anbetracht der breiten wissenschaftlichen Übereinstimmung bezüglich des Klimawandels werden Fragen nach möglichen Folgen und nach der Verantwortung für unser Handeln immer drängender. Gerade jetzt, wo der Klimagipfel in Kopenhagen so kurz bevorsteht, ist ein guter Moment, unsere Vorstellungen von Solidarität unter dem Aspekt der Klimagerechtigkeit neu zu beleuchten. Für viele Menschen bedeutet diese Art der Solidarität einen Kampf für Gerechtigkeit, ein Kampf ums Überleben. Gleichzeitig ähneln die Anstrengungen, mehr Sensibilität und Bewusstsein für die Klimaproblematik zu erzeugen, ebenfalls einem Kampf. Lassen sich Elemente dieser beiden Kämpfe verbinden?
Vorstellungs- & Reflektionsrunde
12:05 – 13:35 Teil 2: Globale und lokale Solidarität – zwischen politischem Kampf und Hilfe zur Entwicklung. Ein Aktivisten-Erfahrungsaustausch und Annäherungsversuch
Desierto Florido e.V.:
Der Verein Desierto Florido e.V. (dt. blühende Wüste) leistet finanzielle Unterstützung für soziale Projekte in Lateinamerika. Außerdem organisieren wir kulturelle Veranstaltungen, um in unserem Umfeld das Interesse für entwicklungspolitische Themen zu wecken. So wollen wir, in einem uns möglichen Rahmen, zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse in ärmeren Regionen Südamerikas beitragen. (s. www.desierto-florido.de)
Wir freuen uns im Rahmen der Diskussionsrunde auf eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit den Fragen: Wie ist unser Verhältnis zwischen uns als „reinen Geldgebern“ und unseren Projektpartnern vor Ort? Befinden wir uns damit nicht in einer klassischen Geber-Nehmer-Beziehung? Gibt es eine andere Art der Zusammenarbeit, auf der beide Seiten gleiche Positionen einnehmen können? Determiniert unser gesellschaftspolitscher und kultureller Hintergrund unsere Sichtweisen auf bestimmte Rollenverteilungen/Beziehungen/Bezeichnungen…? Und zu guter Letzt: sind unsere Projekte nachhaltig und müssen sie das überhaupt sein?
Die Tübinger Ya-Basta-Gruppe:
„Ya Basta“ – Es reicht! Mit diesem Ruf trat die zapatistische Bewegung in Südmexiko in den Widerstand. In den Gebieten, in denen sie sich Autonomie erkämpft haben, geben sie uns ein Beispiel für eine gelebte solidarische Gesellschaft, die von unten funktioniert. Wir als Tübinger Ortsgruppe solidarisieren uns mit den Ideen der Zapatistas und bilden dabei Teil eines globalen Soli- Netzwerkes. Eine Aktivistin unserer Gruppe ist erst vor kurzem von einem Aufenthalt als Menschenrechtsbeobachterin in den zapatistischen Gemeinden zurückgekehrt. Sie wird ihre Arbeit, sowie ihre Eindrücke von vor Ort vorstellen.
Damit möchten wir zu einer Diskussion über die Fragen anregen, die uns selbst tagtäglich bewegen: Wie lässt sich Solidarität auf einer gleichberechtigten Ebene praktizieren? Was bedeuten die zapatistischen Ideen für uns hier? Wie ist eine andere Welt möglich?
Zusammen y Misturados:
Zusammen y Misturado e.V. (in Gründung) stellt seine Arbeit vor und präsentiert dabei unter anderem das internationale politisch-kulturelle Jugendaustauschprogramm CBB-Intercambio als ein Beispiel für solidarische globale Kooperation.(s. http://cbb-intercambio.net bzw. www.zusammenymisturados.wordpress.com)
La Escuelita e.V.
La Escuelita e.V. (dt.: kleine Schule) unterstützt ein von uns gegründetes Bildungsprojekt in Arequipa, Peru. Seid Mai diesen Jahres werden ca. 25 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren von unseren peruanischen Partnern, bisher einmal die Woche, betreut. Die Eltern arbeiten meist als Tagelöhner und vernachlässigen nicht selten die Betreuung der Kleinen. Das soziale Leben bleibt oft völlig auf der Strecke. Hier bieten wir Abwechslung im harten Altag der Familien. Durch bisher monatliche Seminare, zu Themen ihrer Wahl, versuchen wir auch die Situation der Eltern zu verbessern. (s. www.la-escuelita.net)
Bildung an Stelle von Kinderarbeit – Eine Perspektive für die Zukunft!
MoveMente – Cooperativa international de educação popular:
Die internationale Kooperative für „educação popular“ (in etwa: Bildung von und für alle) stellt sich vor. Die in Rio de Janeiro gegründete Kooperative ist ein Zusammenschluß verschiedener Menschen, mit dem Ziel eine andere Form von Bildung zu fördern. Schon realisierte Projekte sind AmericaLatinaCooperativa und die Kooperations- und Solidaritäts-Tagung, weitere sich in der Planung befindlichen Projekte, wie etwa ein transnationaler Aktivisten-Wissenschaftler Austausch sind in Planung.
Pensamiento Latino
Ob Wasserprivatisierung in Kolumbien, Capoeira in Brasilien oder eine 68er-Aktivistin aus Mexiko – Verschiedenste Leute und Themen kommen beim „Pensamiento Latino“ zu Wort. Wir sind ein unkommerzielles Diskussionforum und treffen uns jeden Donnerstag um 19 Uhr im Erasmushaus. Die Treffen sind offen für alle Leute, die sich für Lateinamerika interessieren und über politische und kulturelle Themen der Region mehr erfahren und diskutieren möchten. Wir möchten vorstellen, wer wir sind, was wir machen und Ideen für unsere zukünftige Arbeit sammeln.
Hier weitere Infos (als PDF) : Pensamiento Latino
(Weitere angefragte Gruppen:
C-Forum, FIAN, Georadical, Studieren ohne Grenzen, terre de femmes)
Reflektions- und Diskussionsrunde bzgl. „Intrasolidarität“ und Kooperation
13:55 – 15:45 Teil 3: Globale Solidarität zwischen Aktivismus und Wissenschaft
Globale wissenschaftliche Minikooperationen gegen transnationale Megaprojekte? -Goldabbau und sozialer Widerstand in Argentinien. (Silke Greth)
Was tun wenn sich der eigene Anspruch im Labyrinth der Wissenschaft verliert während sich Wissenschaft und Forschung immer weiter von täglichen Realitäten entfernen? Der Versuch die eigenen Sichtweisen zu erweitern und dabei wissenschaftliches Arbeiten, Aktivismus, Freundschaft und sich selber unter einen Hut zu bringen.
Hier der Link zum (ausgefallenen) Vortrag in PDF-Form: MinikoopNOAPASCUALAMA-SilkeGreth
Kritische wissenschaftliche Nahrung zur Selbstreflektion
Wissenschaftliche Blicke auf Kooperation, Solidarität und Entwicklung
– Jenseits von Entwicklung? Postdevelopment-Ansätze zwischen Parteinahme und Wissenschaftlichkeit (Nina Goschenhofer)
Welchen Beitrag kann eine wissenschaftliche / theoretische Perspektive zu Überlegungen um Kooperation, Solidarität und „Entwicklung“ leisten? Was kann unter „Post-Development“ verstanden werden? Mit welchen Phänomenen beschäftigen sich Post-Development-WissenschaftlerInnen, was ist ihre Motivation? Wie sind Post-Development-Ansätze zu unterscheiden? Was bedeuten die unternommenen Gedankengänge für eine kritische Wissenschaft?
Hier der Link zum Vortrag in PDF-Form : Jenseits von Entwicklung ?
– Jenseits des Eurozentrismus? (Joscha Metzger)
„Ein tiefer Drang, ein unaufhaltsames Streben nach Erkenntnis erfüllt des Menschen Brust (…). Rastlos nach dem unerforschten Innern längstgekannter Continente wandert der Mensch trotz Seuche und Gefahr (…) die Phänomene (…) seiner Erde muss er ergründen (…). Das ist das Reich der Geographischen Wissenschaft“ (Petermann 1855)
So altbacken die Worte vom Begründer der ersten geographischen Zeitschrift in Deutschland auch klingen mögen, der „Drang nach Erkenntnis“ scheint bei jeder nachwachsenden WissenschaftlerInnen-Generation nicht nachzulassen. Der Vortrag will einen historischen Ausflug in die Anfänge der Begegnung europäischer WissenschaftlerInnen mit dem ‚Fremden‘ machen, um eine Anregung zur Diskussion zu gegeben, inwieweit wir überhaupt – trotz aller Forderung nach dem ‚postkolonialen Blick‘ – dem Erbe einer imperialen, ‚modernen‘ Wissenschaft entkommen können. Um der gegenwärtigen Normalität europäischer Annäherung an das ‚Fremde‘ kritisch begegnen zu können, kann der Blick auf die Geschichte dieser Begegnung hilfreich sein.
Hier der Link zum Vortrag in PDF-Form: Jenseits des Eurozentrismus ?
Abschließende Selbstreflektion und Ausblicke
Kritische und realistische globale und lokale Solidarität – Aber wie ?
Was bringt wissenschaftliche Reflexion dem aktivistischen Wirken ?
Solidaritätslinien aufzeigen und Ausblicke wagen
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